California Dreaming…

Kalifornien, die Wiege des Snowboardens. Als mich ein Freund von fragte, ob ich zwischen März und April für vier Wochen zum shredden an den Lake Tahoe fliegen wollte, dachte ich kurz darüber nach wie weit ich ins Dispo gehen könnte und war dann sofort dabei. Die Wintersaison in den Alpen stand damals wegen der Corona Pandemie eh unter keinem guten Stern und mal ehrlich: Wer hat noch nie davon geträumt die berühmten schwarz-gelben Obstacles von Northstar zu fahren und dann in den weichen Cali-Slush zu crashen?

Also gesagt, getan, Flüge und AirBnB gebucht und Abfahrt. Jedenfalls so ähnlich… Mich hatte Corona dann kurz vor dem Abflug doch noch erwischt, also den Flug kurzfristig eine Woche nach hinten verschieben und beten. Am neuen Abflugtag war ich dann auch tatsächlich gesund und nach einem 19h Flug, einer räudigen Nacht am Flughafen San Francisco und einer 9h Fahrt in einem Greyhound Bus von Oakland nach Truckee war ich endlich im gelobten Land angekommen.

An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an everybodies favourite Ami Jeremiah, der mich aus Truckee abgeholt und direkt zu Burger und Bier eingeladen hat! Dann wars nur noch eine kurze Autofahrt bis nach Northstar, wo ich dann endlich den Rest der Truppe treffen und meine erst Lap in kalifornischem Schnee fahren durfte. Das hat für die letzten 36h Stunden entschädigt!

Northstar ist genauso wie man es aus den Videos kennt: Super viele verschiedene Obstacles, Lines für jedes Skill-Level die regelmäßig geshaped und umgebaut werden, der Slush ist butterweich, die Lifties und Shaper sind gut drauf

Und immer wieder der See, der See, der See… egal bei welchem Wetter oder zu welcher Tageszeit man auf den See schaut, es wirkt immer, als würde man auf eine Postkarte schauen.

Unsere Unterkunft lag quasi direkt am See, so hatten wir es nie weit bis in die Skigebiete. Mit neun Leuten in einem Haus war es schon kuschelig, aber trotzdem immer entspannt. Vorausgesetzt man kommt damit klar, dass man am 1. April auf einmal Sriracha Sauce in seinem leckeren Walmart Schokokuchen hat, auf den man sich schon den ganzen Tag gefreut hat, danke an die lieben Freunde!

Aber wir waren natürlich nicht nur in Northstar. Auch Heavenly hatte ein super Park Setup und einen endlosen Ziehweg mit Blick auf den See. Und die vermutlich schlechteste Skipiste der Welt, die Gunbarrel:

Eine Piste, die die ganze Saison so aussieht wie die Talbafahrt in Ischgl um 16:30. Mogul sein Vater. Wer richtig bock auf kaputte Knie hat, kann sich beim „Gunbarrel 25“ anmelden, einem Rennen, bei dem man 25 mal so schnell wie möglich diese Buckelpiste fahren muss.

Meine Highlights dieses Trips lagen allerdings eher abseits dieser berühmten Skigebiete. Eines davon war Diamond Peak, ein kleines Skigebiet in Incline Village am Nordufer des Lake Tahoe. An Diamonds Peaks höchstem Punkt hat man Auf der einen Seite den Blick auf die Wüste und auf der anderen das Seepanorama. Dann fährt man über die Crystal Ridge auf einer endlosen Piste dem See entgegen. Bei dem Anblick hat glaube ich der ein oder andere heimlich auch mal eine Träne verdrückt. [Siehe Titelbild]

Das zweite absolute Highlight war natürlich King Vale. Schwer zu sagen, ob man King Vale überhaupt als Skigebiet bezeichnen kann. Ein kleiner Hang, direkt am Highway 80, ein einziger Rope Tow Lift und das räudigste und gleichzeitig geilste Park Setup, was ich je gesehen habe.

Unter den Obstacles waren unter anderem eine alte Eisenbahnschiene und ein Tube aus gestapelten Bierfässern. Von so einem Setup könnten sich europäische Parks eine Scheibe abschneiden. Man kann in einem Run um die fünf Obstacles mitnehmen und ist mit dem Rope Tow in zwei Minuten wieder oben. Die Community rund um diesen Park, inklusive der Betreiber, war extrem freundlich und am Ende gabs noch Mitarbeiterrabatt auf Pizza und Bier in der Pizzeria nebenan. Genau so muss Snowboarden sein!

Auch abseits des Snowboardens war diese Reise für mich, der bis dahin noch nie außerhalb von Europa war, ein unglaubliches Erlebnis. Die Landschaft am Lake Tahoe ist einfach überwältigend. Man kommt innerhalb einer Stunde mit dem Auto aus den schneebedeckten Bergen in die Wüste des ausgetrockneten Salzsees am Pyramide Lake. Alle Einheimischen, die wir getroffen haben, waren immer freundlich und zuvorkommend und an das Bier gewöhnt man sich auch. Wer also Bock auf geile Snowparks, atemberaubende Natur und ein 1300kcal Tacobell Menü mit dem einzig wahren Baja Blast für nur 8$ hat, der sollte dringend eine Reise zum Lake Tahoe machen. Und wer denkt er ist zu alt für den Scheiß, der liegt vielleicht richtig, aber auch nur vielleicht.

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